Fiasko
von Imre Kertész
Beschwingt, voll (Sprach-)Witz und (Selbst-)Ironie hebt der «Alte» an mit der detaillierten Beschreibung der Budapester Wohn- und Arbeitsklause, in der er eingekeilt zwischen dem Gestank der Straße und dem Lärm der Nachbarin, über die Jahre hin «einen zweihundertfünfzig Seiten umfassenden Haufen Papier» produziert hat, einen KZ-Roman über einen jüdischen Jungen im Vernichtungslager, der vom Verlag abgelehnt wurde.
Gleichzeitig sitzt er ein in einer Erziehungsdiktatur, deren Zwecke die Mittel heiligen. Das Paradies der Werktätigen entpuppt sich als Eldorado der Ausgrenzung und Denunziation, Schlaumeierei und Kumpanei. Wer in die Fänge der Staatssicherheit gerät, kehrt heim in eine fremde Wohnung und kämpft später mangels Anklage (geschweige denn Urteils) vergebens für eine Rehabilitierung.
Der «Alte» – das ist ein Mensch in der existenziellen Dauerkrise. Vergeblich an einem neuen Buch herumstudierend, verzweifelt abgelegte Notizen sichtend, vergegenwärtigt er sich, was ihm widerfahren ist. Ganz so, als lebte Auschwitz in ihm fort, als würde sich durch ihn Auschwitz fortsetzen, als könne andererseits Auschwitz, wenigstens zum Teil, mit ihm verschwinden, mit ihm vergehen. In einem atemlosen Monolog an sein ungeborenes Kind begründet der „Alte“ , sein Nein! zu einem Nachkommen. „…mein Dasein als Möglichkeit Deines Seins betrachtet. Dein Nicht-Sein als notwendige und radikale Liquidierung meines Daseins betrachtet…“.Immer wieder zitiert er die „Todesfuge“ von Celan, ist überzeugt, dass auch für ihn schon „ein Grab in den Wolken geschaufelt ist“ – und dass er selbst dazu ausersehen ist zu graben, tiefer und tiefer, um damit Zeugnis zu geben.

Premiere: 30. April 2025
Sa 03., So 04., Do 08., Sa 10.,
Mi 14. und Sa 17. Mai
jeweils 19 Uhr
THEATERHAUS
Kaiser-Franz-Josef-Kai 50
8010 Graz
Karten sind ab März über ticketzentrum.at erhältlich
Mit: Werner Halbedl
Produktionsleitung: Alexander Kropsch
Konzept und Textfassung: Werner Halbedl
Inszenierung: Theater Quadrat
Technik: Peter Spall
Öffentlichkeitsarbeit: Britta Badura